Die Landesgruppe Rheinland-Pfalz trifft sich einmal im Jahr in der Regel im Herbst zur Mitgliederversammlung und verbindet diese mit einer Fortbildung.
In diesem Jahr hatte sich die Landesgruppe dafür entschieden, die für die Bundestagung geplante und damals wegen Corona nur virtuell durchgeführte Wanderung durch die Moselweinberge nun analog und „in Echt“ durchzuführen.
Wir konnten erneut die Naturerlebnisbegleiterin Susanne Mölich für unser Vorhaben gewinnen, und so trafen wir uns am 16.09.2022 bei bestem Wanderwetter in der Gemeinde Winningen an der Terrassenmosel. Der kleine Ort Winningen in der Nähe von Koblenz hat einiges Interessantes zu bieten, wie unsere Gruppe gleich auf den ersten Metern unseres Rundweges erfuhr. Winningen ist nach eigenen Angaben einer der schönsten Weinorte in Deutschland und Heimat des ältesten Winzerfestes Deutschlands. Unsere Führerin zeigte uns die Straßen und Plätze im Ort, die die Besonderheit des Dorfes eindrucksvoll belegen. Die Gemeinde bemüht sich erfolgreich, die typische Architektur des Ortes zu bewahren.
Wir erfuhren außerdem, warum der Ort eine besondere Bedeutung in der Automobilgeschichte hat. Winningen ist nämlich die Heimat von Dr. August Horch, der dort 1868 als Sohn einer alten Winzer- und Schmiedefamile geboren wurde, studierte und 1899 in Köln das Automobilunternehmen Horch & Cie gründete. Nach einem Umzug nach Zwickau und folgenden Rechtsstreitigkeiten um den Rechte am Markennamen Horch gründete Horch 1910 das Unternehmen Audi. Audi ist als Imperativ des Verbs audire (horchen) fast gleichbedeutend mit dem Markennamen Horch und bis heute eine bekannte und erfolgreiche Marke.
Winningen ist aber eben auch bekannt für die Jahrhunderte alte Kulturlandschaft mit Weinbergterrassen und Weinbergen in steilsten Lagen. Obwohl Kulturlandschaft bieten die Weinberge in Winningen Raum für Artenvielfalt bei Flora und Fauna.
Eine Besonderheit ist z. B. der Parnassius apollo vinningensis (Moselapollo), eine Unterart des stark bedrohten Apollofalters, die wegen der besonderen Flora dort nur an der Obermosel vorkommt.
Bei unserer Wanderung durch die Weinberge und angrenzenden Wälder kamen wir auch an einem Hexenstein vorbei, eine Erinnerung an düstere Zeiten der Hexenverfolgung; in diesem Fall durch die protestantische Kirche. Dann konnten wir einen Blick auf die Weinberglage Winninger Uhlen werfen, eine Lage, die sich von 75 bis auf 210 m ü. NN (65 % Neigung) zieht und die zusammen mit den vier weiteren Winniger Weinlagen zur Großlage Weinhex gehört. Bis zu 29 Terrassen übereinander ermöglichen die bestmögliche Ausnutzung der für Weinbau und Natur wertvollen Hänge rund um Winningen.
Frau Möhlig erläuterte uns während der Wanderung noch einmal die Initiative „Lebendige Moselweinberge“. Diese Initiative hat sich das Ziel gesetzt die Biodiversität in der Weinanbauregion Mosel zu fördern und versteht dies als Gemeinschaftsaufgabe von Kommunen, Wirtschaftsakteuren, Tourismusorganisationen. Im Rahmen der Initiative werden an herausragenden Orten Leuchtpunkte errichtet und Frau Mölig zeigte uns mit berechtigtem Stolz „ihren“ Leuchtpunkt, den „Leuchtpunkt Winninger Weinbergterrassen“, der u.a. auch durch ihren persönlichen Einsatz in ihrer Heimatgemeinde Winningen errichtet worden ist.