Landesgruppe Nordrhein-Westfalen Mitgliederversammlung 2024

Bericht über die Besichtigung der Aquaponik-Anlage in Dortmund

Ende Juni besuchte die Landesgruppe NRW das Aquaponik-Projekt der Fachhochschule Südwestfalen in Dortmund. Auf dem Gelände der alten Kokerei Hansa entstand eine Stadtfarm, die Fisch- und Pflanzenzucht unter einem Dach vereint.

Rolf Morgenstern, Projektmitarbeiter der Fachhochschule Südwestfalen, ermöglichte uns spannende Einblicke in ein innovatives, nachhaltiges System zur Lebensmittelproduktion, das Fischzucht (Aquakultur) und Pflanzenanbau (Hydroponik) kombiniert. Hierbei wird das Abwasser der Fischbecken genutzt, um den Pflanzen wichtige Nährstoffe zuzuführen, während die Pflanzen das Wasser gleichzeitig filtern, was die Zirkulation innerhalb des Systems nachhaltig macht.

Unsere Besichtigung begann mit einer kurzen Einführung und einem Rundgang über das Gelände der alten Kokerei Hansa. Hier entsteht seit 2018 die Aquaponik-Anlage als Forschungsprojekt im Rahmen des HORIZON 2020-Programms für Forschung und Innovation der EU-Kommission.

Der Rundgang startete im Fischbereich der Anlage. Hier werden in speziellen Becken Fische gezüchtet, die für das System besonders gut geeignet ist. Die Fische produzieren Ausscheidungen, die das Wasser mit Ammonium anreichern. Der ammoniakhaltige Fischkot muss zunächst unter Hilfe von Bakterien und Sauerstoff in Nitrat verwandelt werden. In einem natürlichen Kreislauf wird dieses Wasser dann zu den Pflanzen weitergeleitet, die das Nitrat leicht aufnehmen können.

Anschließend führte uns der Besuch in den Pflanzenbereich. Hier werden Salate, Kräuter und verschiedene Gemüsearten wie Tomaten angebaut. Es gibt verschiedene Arten, den Anbau von Pflanzen in einem Aquaponik-System zu realisieren. Diese Methoden wurden ursprünglich für die Hydrokultur entwickelt. Am bekanntesten ist das Ebbe und Flut System, welches auf dem Prinzip eines steigenden und sinkenden Wasserstandes basiert. Die mit einem Substrat wie Blähton gefüllten Beete mit den Pflanzen laufen werden von unten mit der Nährstofflösung geflutet. Dadurch nehmen die Pflanzen Wasser und Nährstoffe auf. Anschließend wird die Nährstofflösung wieder abgelassen. Die Pflanzen werden so mit Wasser und Nährstoffen versorgt, die Wurzeln der Pflanzen können sich aber weiter gut mit dem benötigten Sauerstoff versorgen.

Die andere verbreitete Technik, die in Dortmund erforscht wird, ist die Deep Water Culture (DWC). Hier schwimmen die Pflanzen (meist auf Styroporplatten) auf einem Becken mit nährstoffreichem Wasser. Bei diesem System befinden sich nur die Wurzelspitzen der Pflanzen im Wasser.

Ein Highlight des Besuchs war die Vorstellung der Technologie, die hinter der Anlage steckt. Sensoren und computergesteuerte Systeme überwachen ständig die Wasserqualität, den Nährstoffgehalt und die Temperatur, um optimale Bedingungen für Fische und Pflanzen zu gewährleisten. Dies ermöglicht eine präzise Steuerung des gesamten Systems und minimiert Verluste oder Ineffizienzen. Besonders hervorzuheben ist der nachhaltige Charakter der Anlage. Neben der erheblichen Wasserersparnis fallen keine chemischen Düngemittel an, da die Nährstoffe vollständig aus dem Fischwasser gewonnen werden. Auch das Kreislaufsystem selbst stellt sicher, dass kein Wasser verschwendet wird. So trägt die Anlage aktiv zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei und bietet eine umweltfreundliche Alternative zur industriellen Landwirtschaft.

Die Aquaponik-Anlage in Dortmund zeigt eindrucksvoll, wie innovative Technologien zur Lösung globaler Herausforderungen in der Nahrungsmittelproduktion beitragen können. Sie ist ein Paradebeispiel für ressourcenschonende und nachhaltige Landwirtschaft in urbanen Räumen und bietet viel Potenzial für die Zukunft.

Den Abschluss bildete der Besuch im Waldgarten der Gemeinde St. Urbanus. Hier entstand ein Waldgarten, in welchem vorwiegend essbare Pflanzen in mehreren Vegetationsschichten angepflanzt werden. Der Waldgarten dient als Beispiel, wie Gärten in der Stadt produktiv und umweltgerecht gestaltet werden können. Der Waldgarten wurde zusammen mit der Gemeinde aufgebaut und wird von Freiwilligen der Gemeinde gepflegt.